Aufbruch zu neuen Ufern: London widmet sich mit dem London Plan einer optimierten Nutzung der Gewässer für Tourismus, Frachtverkehr und Wohnen (The London Plan – Spatial Development Strategy for Greater London)
Der Bürgermeister der 8 Millionenmetropole London, Mayor of London Boris Johnson, reagiert auf die Anforderung von Ökonomie und Ökologie und gibt mit dem strategischen Entwicklungsplan dem London der nächsten 20 Jahre ein Gesicht. Das Stadtentwicklungskonzept „The London Plan“ ist im Internet über den link http://www.london.gov.uk/publication/londonplan verfügbar.
Dem Politikfeld Gewässer ist auf den 318 Seiten neben Aspekten wie Wohnungsbau, Verkehr, Gesundheit, Grün und Biologische Vielfalt, Wachstum, Ökonomie und Anpassung an den Klimawandel ein eigenes Kapitel gewidmet. Die Schwerpunkte des „Netzwerk blaues Band“ (Blue Ribbon Network) sind folgendermaßen zu umreißen: Die Oberflächengewässer, im wesentlichen Themse und Kanäle, sollen in den kommenden Jahren verstärkt für den Güterverkehr und für Passagiere genutzt werden. Hierbei sollen ehem. und oft übersehende Strukturen wie alte Kaimauern, Docks, Landungsbrücken, Anlegestellen oder Treppenanlagen wiederentdeckt und zugänglich gemacht werden. Damit reagiert London auf das verstärkte Bedürfnis der Bevölkerung nach Erlebbarkeit und einem Zugang zum Wasser. Die Chancen, die die Gewässer bieten, wurden nach Auffassung der über 30 Experten im Team des Bürgermeisters bislang zu unrecht unterschätzt. Die Darstellung der Chancen, die in einer Reaktivierung der Gewässer gesehen werden, machen bei der Wiederbelebung von Werften, Frachtumschlag, Tourismus, Sport, Erholung und als Verkehrsader für Passagiere nicht halt, sondern richten sich auch auf die Reinhaltung der Gewässer, den Erhalt und die Neuschaffung von Lebensräumen für Tiere und Pflanzen, der Erlebbarkeit und dem dauerhaften Wohnen auf dem Wasser. Die Nutzung der Gewässer, die sich bislang im Dornröschenschlaf befanden, und das Leben auf ihnen, soll in den kommenden Jahren wegen der vielfältigen Bedeutung für die internationale Metropole deutlich belebt werden.
Unter dem Pkt 7.84 werden explizit Wohnschiffe, Restaurants, Bars oder Büros auf dauerhaft festliegenden Schiffen genannt, welche die Lebendigkeit der Wasserstrassen in London und deren Vielfalt bereichern sollen. Selbstverständlich sollen durch neu eingerichtete Dauerliegeplätze die Sicherheit und Leichtigkeit des Schiffsverkehrs, die Hydrologie, die Biologische Vielfalt der Gewässer und die Bedürfnisse anderer Bürger nicht eingeschränkt werden. Das versteht sich wohl von selbst, genauso wie zusätzliche Entwicklungsräume auf dem Wasser nicht landseitige Nutzungen konterkarieren dürfen.
Der Bürgermeister will zur Umsetzung seiner Ziele mit strategischen Partnern zusammenarbeiten. Es ist davon auszugehen, dass die Metropole sehr bald konkrete Konsequenzen aus diesem Plan ziehen wird und dass die über tausend Wohnschiffe in London durch zusätzliche Liegemöglichkeiten Zuwachs erhalten werden. Anders als in Berlin, wo sich der Senat mit dem Wasser eher schwer tut und sich was den Landwehrkanal angeht ganz aus dem Geschäft herauszieht oder sich auf die Wasserlagen der Stadtspree konzentriert, richtet London sein Augenmerk auf den Wasserkörper und die Ufer. Anders als Berlin hat London erkannt, welche strategische Bedeutung der Standortfaktor Wasser für die Entwicklung der Stadt der nächsten Jahrzehnte hat. Dieses ist ein Quantensprung, der in Berlin bezüglich der langen Diskussion vor der Einrichtung des Badeschiffs vor der Arena oder der schieren Unmöglichkeit einer von über 50 Ausweichmöglichkeiten für die Wohnschiffe im Hafen Treptow zuzustimmen, erst noch erfolgen muss. Erst wenn das Wasser mit den Ufern als Gesamtheit erfasst wird, nutzbar und erfahrbar gemacht wird, kann wirklich etwas Neues entstehen. Die Konzentration auf neue Uferwanderwege allein bringt die Deutsche Hauptstadt Berlin sicherlich nicht voran.
Es wäre sehr zu begrüßen, wenn sich die Senatsverwaltung ein Beispiel am Umgang Londons mit dem Leben, Wohnen und Arbeiten auf dem Wasser nehmen und einen Masterplan „Wohnen auf Havel, Spree und den Kanälen in Berlin“ in Angriff nehmen würde. Einfacher als in London müsste das allemal sein, weil Berlin anders als die Britische Hauptstadt von den Gezeiten unberührt ist und auch nicht mit Sturmfluten zu kämpfen hat.
So sehe ich das auch. Ich will auch in nem Hausboot in Berlin wohnen können…ich komm im Treptower Park immer wieder ins Träumen ,wenn ich diese schönen Hausboote sehe.Daumen hoch!